Auf dem deutschen Markt für Midi-Programme auf dem Atari ST konkurrieren z.Z. hauptsächlich zwei Anbieter gegeneinander: Steinberg mit dem Sequenzer Twenty Four und dem Notendruckprogramm Masterscore, und C-Lab mit Creator und Notator. Beide Pakete kosten gleich viel, knapp unter 1000 DM, aber während die Teile bei Steinberg getrennt zu haben sind, gibt es bei C-Lab nur beide zusammen.

Als Benutzer stellt man sich offensichtlich den Rockmusiker vor, der auf dem Synthesizer Stücke einspielt, auf dem Bildschirm editiert, für den Musikverlag die Noten ausdruckt und auf der Bühne die Nummern ganz oder teilweise ablaufen läßt. Entsprechend umfangreich sind die Midi-Prozeduren ins Programm eingegangen.

 

Der Creator - erster Zugang

 

Die Midi-Schnittstelle ist am Atari bekanntlich schon eingebaut. Man braucht an den beiden Midi-Buchsen also nur noch mit DIN-Kabeln einen Synthesizer anzuschließen und ihn auf Kanal 1 zu stellen. Am ROM-Port wird der Hardware-Kopierschutz eingesteckt. Ein sehr informationshaltiges Menü baut sich nach dem Laden auf dem Bildschirm auf. Rechts unten sind die 'Laufwerksfunktionen' in tastenähnlichen Feldern gruppiert: Aufnahme, Wiedergabe, Stop, Pause, Vor- und Rücklauf in zwei Geschwindigkeiten und eine Taste namens Punch. (Was das heißen soll, konnte nicht ermittelt werden, das Wörterbuch vermeldet u.a.: Lochzange, Punze, Schlag.) Der Sinn der Taste ist der, die Drop-Taste zu entriegeln, die dem Spieler eine schon bespielte Spur zu einer weiteren Bespielung öffnet.

Da der Spieler nicht im selben Augenblick an der Synthesizer-Tastatur stehen kann, in dem er mit der Maus auf Record drückt, gibt es einen Vorzähler, der wie ein Metronom die Schläge angibt. Man kann übrigens auch Auftakte richtig darstellen.

Mit den 16 zur Verfügung stehenden Midi-Kanälen lassen sich 16 Spuren schreiben und zu einem sog. Pattern zusammenstellen. Das ist ungefähr das, was in der Textverarbeitung ein Text(file) ist. Als Kapazitätsgrenze werden 1 Million 1/768-Noten angegeben. Das sind etwa 1330 4/4-Takte und eine Dreiviertelstunde bei Tempo 120.

Darüberhinaus kann man die Pattern im Arrange-Modus miteinander verketten. Das ist dann sozusagen Stapelverarbeitung.

 

Der Creator quantisiert

 

Das Kernstück jedes Sequenzer-Programms ist die Quantisierung. Jeder menschliche Spieler kann rhythmisch nur begrenzt genau spielen. Das 'Auflösungsvermögen' des Computers ist jedoch wesentlich größer. Der Notator hat ein Zeitraster von 1/768. Mit dieser Lupe angeschaut erscheinen die meisten menschlichen Eingaben reichlich irregulär. Außerdem ließen sich solche Zeitwerte in der Notenschrift auch gar nicht mehr darstellen. Man muß also die unvermeidlichen Abweichungen in ein gröberes Raster bringen, z.B. 1/16. Das heißt dann: alle vom Programm als kürzer registrierten Events werden gerundet.

Der Notator verfügt über mehrere Quantisierungslogiken, auch erklärtermaßen unbrauchbare, wie z.B. Quantize all und eine getrennte für Note-On und Note-Off. Die musikalische Quantisierung gibt es als Standardeinstellung und als Option mit etwas erweiterten Fähigkeiten. Darunter ist die Bewertung von Einspielfehlern zu verstehen, die ja nicht selten habituell sind. Der eine spielt punktierte Achtel stets zu lang, der andere macht das zweite Achtel einer Triole zu kurz, der dritte kommt auf der Eins regelmäßig zu spät, usw. Solche Abweichungen berücksichtigt die Quantisierung dann systematisch. Ansonsten ist es natürlich durchaus empfehlenswert, sich beim Spielen den Quantisierungswert vorzustellen, um halbwegs rhythmische Exaktheit zu erzielen.

Die Quantisierung kann auch während der Aufnahme schon stattfinden. Sie ist andererseits nachträglich wählbar, also reversibel. Und man kann auch gewissermaßen manuell in die Prozeduren der Quantisierung eingreifen. Das nennt sich dann Capture Quantize und beinhaltet die Vorgabe eines bestimmten 'Fangbereichs' sowie des prozentualen Grades der Quantisierung. Jenseits des eingestellten Fangbereichs bleiben die Noten unquantisiert. Bei einer Gradeinstellung unter 100% wird nur (zeitlicher) Teil quantisiert, die betreffende Note zwar zur nächsten Quantisierungsposition hin verschoben, jedoch nur ein Stück weit. Für die agogische Gestalt der Musik kann in der Tat, etwa bei Solostellen, Rezitativen und Kadenzen, eine nicht egalisierende Wiedergabe gewünscht sein.

 

Weitere Funktionen

 

Überhaupt hat man sich ja auch etwas einfallen lassen, um die schreckliche metrische Präzision der Maschine zu vermenschlichen. Man führt künstliche Mikroverschiebungen ein, die individuelle Spielcharakteristiken oder Stilmerkmale nachahmen wollen. Diese Veränderungen werden als Groove bezeichnet (engl.: Rille, Fuge). Eine Reihe von Grooves sind im Notator schon vordefiniert und können beliebig gewählt werden. Der Benutzer kann sie jedoch auch selbst entwerfen. So wird man sicher auch den 'Swing' eines Wiener Walzers oder einer Polonaise rekonstruieren können. Der Groove wird als Schleife (neudeutsch: Loop) entworfen, läuft also gleichförmig durch das Stück. Um Monotonie zu vermeiden, wird man hier gelegentlich wechseln müssen.

Der Notator bietet eine Fülle weiterer Einstellmöglichkeiten, die hier nicht alle aufgezählt werden können. Selbstverständlich läßt sich die Tastatur teilen, die Anschlagsdynamik läßt sich einstellen, z.B. komprimieren. Mit einer pauschalen Verzögerung zwischen zwei Spuren erreicht man einen Echo-Effekt, und auf Knopfdruck steht auch eine Oktavierung zur Verfügung.

Wir wollen auch nicht versäumen, diejenigen Interessenten zu beruhigen, die bei 16 Midi-Kanälen schon wieder gelinde Zustände von Klaustrophobie bekommen. Diesen Zeitgenossen steht der Griff zum Midi-Expansion Interface offen, kurz ExPort, das den Midi-Port gewissermaßen vervierfacht. Damit erhält man 64 Kanäle. Natürlich verbessert ExPort auch das Zeitverhalten der Midi-Kommunikation, die sonst beim Anschluß mehrere Geräte schon mal 'Timing-Probleme' zeigen kann. ExPort ist sozusagen ein breiterer Datenbus.

Der Notator ist übrigens für den Live-Einsatz hervorragend geeignet, weil man während des Abspielens eines Stückes bereits das nächste laden kann. Genügend Arbeitsspeicher muß allerdings schon zur Verfügung stehen, schon kommt eine Fehlermeldung und es gibt eine peinliche Pause auf der Bühne.

 

Der Notator

Graphische Darstellung

 

Der Notationsteil des Programms steht auf sehr hohem Niveau, läßt aber durchaus noch Grenzen erkennen, die zu überschreiten sich lohnen würde. Für die Übersicht über Partituren ist Größe alles. DIN-A5-hoch ist das Minimum, DIN-A4 besser, und moderne Komponisten schreiben in der Regel DIN-A3. Das Edit-Fenster im Notator läßt sich nicht bis zum oberen Bildrand öffnen, so daß höchstens 5 Systeme übereinander zu sehen sind. Der Notator erlaubt Partituren bis 32 Systeme (und er druckt übrigens auch DIN A 3). Wie man dabei mit den vorhandenen Darstellungsmitteln Übersicht gewinnen soll, bleibt unerfindlich. Unfairerweise fällt einem da der Ganzseitenbildschirm von 2nd-Word ein... Im übrigen sind 32 Systeme keineswegs eine vermessene Forderung. Bei Richard Strauß, Also sprach Zarathustra, werden 27 gebraucht, Berlioz's Requiem überschreitet mit 34 schon die Möglichkeiten des Notator, und die Musikgeschichte kennt auch Partituren mit über 50 Stimmen.

Horizontal in normal großer Darstellung sind zwei bis zweieinhalb Takte sichtbar. In schnellem Tempo ist das viel zu wenig, um einigermaßen flüssig mitlesen zu können. Der Notator braucht beim Umblättern, d.h. beim Aufbau einer neuen Notenseite, etwas zu lange, so daß man auf der neuen Seite immer zu spät ist. Er markiert auch jeweils die im Augenblick gespielte Note. So genau bräuchte man's aber gar nicht zu wissen, denn ein Musiker kann schließlich selbst Noten lesen (oder?). Wenn der Bildaufbau schon nicht schneller geht, wäre es wohl sinnvoller, die Verzögerung mindestens zur Hälfte, oder sogar ganz, der vorigen Seite zuzuschlagen. Die Eins des neuen Taktes ist viel wichtiger als die letzte Zählzeit des vorigen. Man braucht nur einmal einem Umblätterer bei einem Konzert zuzusehen.

Im übrigen wäre es grundsätzlich angenehmer, die Noten zögen kontinuierlich am Leser vorbei. Vielleicht würde sich mit horizontalem Soft- Scrolling überhaupt auch das Problem des Bildaufbaus lösen, denn bei gleitender Veränderung muß nicht jedesmal alles neu gerechnet werden.

 

Darstellungsoperationen

 

Der Notator unterscheidet zwischen den für Midi verbindlichen Zeichen und Aktionen und nur graphisch wirksamen Zusätzen. Zu letzteren gehören die Artikulationszeichen, als da sind Akzente, Staccato-Punkte, Keile, Tenuto- Striche, Auf- und Abstrich und Flageolett bei der Geige, Triller, Fermaten, Phrasierungsbögen, Dynamikzeichen u.ä. Der Synthesizer kümmert sich also darum nicht. Pedalangaben allerdings nimmt der Midi-Controller wahr und steuert das Haltepedal ('Sustain Pedal').

Das Hauptgeschäft des Notator, die Quantisierung, läßt sich auch für die Notenanzeige modifizieren; es handelt sich dann um eine Darstellungs- Quantisierung. Was hier geändert wird, hat also keine klangliche Auswirkung. Man bekommt jedoch zwei nützliche Werkzeuge in die Hand, um die Notation logischer zu machen. Versehentlich an den folgenden Akkord angebundene Noten werden mit einer Überhang-Korrektur getrennt, und allzu kleine Pausenwerte lassen sich mit der Pausenkorrektur eliminieren; die Zeitwerte werden den Noten an musikalisch sinnvollen Stellen zugeschlagen.

Unter die rein graphischen Gebilde fällt auch die sog. Darstellungs- Transposition. Man benötigt sie für die Notation transponierender Instrumente. Während der Synthesizer immer in der realen Lage spielt, werden nicht wenige Instrumente in anderen Lagen notiert, weil sie für andere Lagen gebaut sind. Eine Klarinette in Es spielt ein Es-Dur-Stück ohne Vorzeichen, also in C-Dur, ein C-Dur-Stück wiederum in A-Dur (3 Vorzeichen mehr), ein Horn in F muß in einem E-Dur-Stück als H-Dur notiert werden usw.

Selbstverständlich ist es auch möglich, ein und dieselbe Tonlage in verschiedenen Notenschlüssel darzustellen. Im Notator lassen sich 8 Schlüssel schreiben: Baß- und Violinschlüssel, jeweils auch mit Oktavierung, Tenor-, Alt-, und Mezzosopranschlüssel. Wo man den letzteren ausgegraben hat, ist ein ungelöstes Rätsel. Musikalisch relevant wäre, wenn überhaupt, nur der Sopranschlüssel. Tatsächlich wird man von den C- Schlüsseln in aller Regel nur den Tenorschlüssel (für Fagott, Posaune und Violoncello) und den Altschlüssel (als Bratschenschlüssel) antreffen.

 

Probleme

 

Daß das Handbuch die Schlüssel nicht einmal mit ihren deutschen Namen kenntlich macht, sondern beim englischen Kauderwelsch bleibt, läßt wohl auf geringes Interesse an musiktheoretischer Korrektheit schließen. (Daß man Ouvertüre neuerdings Overtüre schreibt, erfuhr der Rezensent auch erst durch das Handbuch.)

Die Eingabe mit der Maus ist relativ gut organisiert. Man markiert im Teile-Fenster (neudeutsch: Part-Box) das gewünschte Zeichen, und im Notensystem fliegt es auf einen Klick der rechten Maustaste an den gewünschten Ort, jedenfalls ungefähr. Man würde sich das Teile-Fenster verschieblich wünschen, um den Weg dorthin kurz zu halten.

Recht lästig wird bei der Eingabe das Bemühen des Programms, auch alle Halbtonabstufungen gleich mit wahrzunehmen. Man muß die Maus unmenschlich genau positionieren, um tatsächlich die gewünschte Note und nicht etwa die um ein b erniedrigte, oder um ein Kreuz oder einen Auflöser erhöhte Note auf der gleichen Linie oder im gleichen Zwischenraum zu erhalten. Perfiderweise wird nämlich, während man die Note noch mit der Maus in der Hand hat, nicht angezeigt, ob sie mit einem Versetzungszeichen dargestellt werden wird. Erst wenn man losläßt, sagt das Programm Ätsch und präsentiert ungewollte Chromatik. Greift man die Note nochmals und verschiebt sie in die gewünschte Richtung, z.B. bei einem irrtümlichen b nach oben, kann es passieren, daß der Notator vor das b noch einen Auflöser setzt, das b aber beibehält. Das ist natürlich Unsinn. Im übrigen sind Versetzungszeichen keine separat ansprechbaren Gebilde, man kann sie weder löschen, noch 'manuell' einfügen.

Für einen Komponisten, der atonal schreibt, ist eine halbtönige Standardeinstellung wohl sinnvoll. Wer jedoch weitgehend im Rahmen einer gewählten Tonart bleibt, wäre mit einer Einstellung, die nur tonleitereigene Töne berücksichtigt, wesentlich besser bedient. Man könnte die Wahl der Einstellung doch dem Benutzer überlassen.

Ein weiteres Problem kommt bei der Eingabe punktierter Notenwerte zum Vorschein. Dazu muß man wissen, daß der Notator die eingegebenen Noten nicht nur den Zeitwerten entsprechend verteilt, sondern sie auch eigenmächtig entsprechend dem Taktmaß berechnet. Der (Verlängerungs)Punkt ist nicht als eigenes Zeichen vorhanden! Die Folge punktierte Viertel-Achtel wird eingegeben als Viertel-Achtel, und sobald das Achtel gesetzt ist, wird die Viertel automatisch punktiert. Eine raffinierte Sache. Bei der Punktierung einer Halben funktioniert das leider nicht mehr. Die Folge punktierte Halbe-3 Viertel im 6/4-Takt ist so nicht darstellbar. Als Ausweg bleibt lediglich, in den Eventeditor zu gehen und die Balkengraphik der besagten Note von Hand um die Hälfte zu verlängern.

Das ist natürlich keine befriedigende Lösung. Wie zu erfahren war, wird hier an einer Verbesserung noch gearbeitet. Was aber gleich ordentlich hätte gemacht werden müssen, ist die Instruktion des Anwenders im Handbuch. Man hätte ihn auf dieses Problem und seine vorläufige Lösung hinweisen müssen. Das Handbuch - obschon graphisch sehr ansprechend gemacht und auf teurem Hochglanzpapier gedruckt - ist weder hinreichend systematisch organisiert, noch verfügt es über ein Register; (am Rande erwähnt: zu einem richtigen ß hat es im Kursivdruck auch nicht gereicht).

Man muß die Anleitung also sehr genau studiert haben, bevor man zu arbeiten anfangen kann. Daß man z.B. Events einfach durch die Delete-Taste löschen kann, erfährt man lediglich in der Tastenbelegungs-Liste, nicht im Abschnitt Events löschen. Vielleicht haben die Programmierer dieser Funktion auch nicht so getraut, und damit hätten sie dann gar nicht unrecht, denn die Notenköpfe werden zwar gelöscht, nicht aber die Hälse, und bei fortgesetztem Delete wird auch der Anzeigemodus unterbrochen. Im übrigen steckt in der Fensterverwaltung ein Fehler: wenn man die erste Fensterebene ganz unter den unteren Bildfeldrand verschoben hat und danach wieder hervorholt, erscheinen in den Auswahlfenstern falsche Inhalte.

Für Vokalkompositionen läßt sich Text eingeben. Dazu erscheint eine Leerzeile, und man hat einige Attribute zur Textgestaltung zur Verfügung. Vorsicht ist jedoch geboten, denn wenn man im Normalmodus Kleinschrift gewählt hat und dann in den Miniaturmodus umschaltet, wird die Schrift nicht angepaßt, erscheint also zu lang. Textänderungen und -anpassungen sind umständlich, weil der Editor im Überschreibmodus arbeitet, der Text also nicht weitergeschoben wird. Ein Mangel in den Darstellungsparametern ist, daß keine langsameren als Viertel-Triolen möglich sind. Halbe-Triolen sind keineswegs so selten. Dem Musikkenner fallen spontan zwei Stellen ein, eine bei Schumann, eine im schon erwähnten Zarathustra. Dort gibt es sogar Ganze-Triolen, über zwei Takte hinweg - das ist allerdings ein Unikum. Triolen sind aber keineswegs der einzige metrische Wechsel in der Musik. Es gibt weiterhin Sextolen und alle Arten unregelmäßiger Notenverteilung: Quintolen, Septolen, Novemolen usw. Außerdem hat man in Dreier-Takten mit dualen Zahlenwerten zu tun: Duolen und Quartolen. Das alles kennt der Notator auch nicht.

Kurioserweise kennt er einiges davon aber doch, nämlich als Groove. Die Frage stellt sich dann: warum kann man diese Unterteilungen, wenn sie doch offensichtlich gerechnet werden können, nicht auch ausgegeben erhalten?

Daß man keine kurzen Vorschläge aufzeichnen kann, ergibt sich aus der Midi-Logik, die ja nur explizite Ereignisse darstellt und mit Ermessensspielräumen nichts anfangen kann. Vielleicht hätte man aber doch wenigstens eine Notationsmöglichkeit schaffen sollen. Mozarts Alla turca sieht ohne die Vorschläge allzu nackt aus.

Ein vorerst wohl kaum behebbarer Mangel ist die Unmöglichkeit, Polyphonie in einem System darzustellen. Typischer Fall: mehrstimmige Fuge für Klavier. Natürlich ließen sich die Stimmen auf 4 oder 5 verschiedene Systeme verteilen, aber das nützt ja dem Spieler nichts, dem am Ende zwei Systeme vorgelegt werden müssen. Wer kann schon aus der Partitur spielen?! Und eine Fuge akkordisch zu notieren, wäre in den meisten Fällen eine böse Vergewaltigung. Das Programm müßte also gleichzeitig nach oben und unten behalsen können, eventuell noch zwei Stimmen in der gleichen Richtung, mit all den Komplikationen, die die musikalische Orthographie hier mit sich bringt. Daß es im Prinzip möglich ist, zeigt das Notendruckprogramm Amadeus; daß es für weniger als etwa 30.000 DM möglich ist - soviel kostet Amadeus -, wäre allerdings noch zu zeigen.

 

Druck

 

Für den Ausdruck können die schon beigefügten Druckertreiber verwendet werden, 9- und 24-Nadeln: Epson LQ und FX 85, NEC P6/7, Star NL 10 und LC 10. Ein Laser-Treiber existiert noch nicht. Die Interessenten werden hierfür um persönliche Mitteilung an C-Lab gebeten.

 

Wünsche

 

Eine ungemein praktische, auch dem Pop-Musiker nützliche Einrichtung wäre es, wenn sich mehrere Systeme, im Extremfall eine ganze Partitur, auf ein Klavier-Doppelsystem reduzieren ließen. Einen Klavierauszug nochmals selbst zu schreiben, wenn alle Stimmen schon digital vorliegen, ist eigentlich Zeitverschwendung. Was man in der Pop-Musik an Klavierauszügen oder Gesangsbegleitungen kaufen kann, ist fast immer unter aller Kritik. Wenn ein Midi-Programm hier Hilfestellung böte, wäre das eine gute Sache. Programmiertechnisch kann es nicht so schwer sein.

Gewissermaßen von pädagogischem Wert wäre eine Angabe von Harmonien - als Generalbaßbezifferung oder in Stufenbezeichnungen.

Und noch eine Anregung - allerdings eine, die weit her geholt scheint. Komponisten der Avantgarde haben sich vielfach um Erweiterung von Klangräumen und Verfeinerung der musikalischen Mikrostruktur bemüht. Dazu gehören u.a. die Notation von Drittel- und Vierteltönen. Natürlich wird man nicht leicht einen Synthesizer finden, der das spielen kann. Aber es wäre ja schon etwas, wenn man wenigstens die neuen Versetzungszeichen darstellen könnte. Ich stelle mir eine Art Font-Editor vor, in dem man sich seine Zeichen selbst definiert. Es gibt ja auch allerlei Spielarten graphischer Notation (z.B. wie notiere ich einen Cluster?), die ein Notendruckprogramm realisieren können sollte.

 

FAZIT

Der Notator ist in seinem 'Creator'-Teil von herausragender Qualität. Für die Eingabe, Speicherung und Ausgabe musikalischer Ereignisse hat man sich eine Fülle sinnvoller und trickreicher Funktionen ausgedacht. Der Notationsteil befriedigt für Standardanwendungen, gerät aber bei komplexeren Problemen an seine Grenzen. Das wird dann Stoff der Updates sein.

(Gerhard Bachleitner)