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Textfeld: Karl-Dietrich Abel (Hg.): Kommunikationstechnik
Trends und Entwicklungen. Vistas Verlag,Berlin 1994, 188 Seiten, 30 DM. ISBN 3-89158-098-3
Dieser Sammelband enthält die Darstellungen jener Projekte und Systeme, die auf der IFA 1993 im Tech-nisch-Wissenschaftlichen Programm gezeigt wurden. Das sind u.a. PALplus, DAB, Vidinet, HD-Divine, Ber-kom und Verkehrsinformationssysteme. Die Autoren berichten aus nächster Nähe, waren zumeist an der Entwicklung selbst beteiligt, und so lassen die Referate an Detailkenntnis und Genauigkeit nichts zu wün-schen übrig. Gelegentlich wird auch informationstheoretische Formelsprache herangezogen, so daß der Le-ser mit den Grundlagen der Kommunikationstechnik nicht ganz unvertraut sein sollte. Dr. Abel, bei der AMK Berlin Referent für Wissenschaftliche Projekte, sieht als Interessenten des Buches neben den Fachleuten auch das 'technisch interessierte Publikum'.
     In der Tat wird hier ein profunder Überblick über wichtige kommunikations¬technische Entwicklungen der Gegenwart geboten, und die teilweisen Überschnei¬dungen bereichern dabei nur. So wird das Problem der digitalen Kompression sowohl im Artikel über HDTV-Aufzeichnung wie im Vidinet-Artikel und, auf Englisch, im HD-Divine-Artikel verhandelt. Ebenfalls hochaktuell für die derzeitige Multi¬media-Diskussion ist der Bei-trag über den "Einsatz von Videokodierungsstandards in der Multimedia-Kommunikation", der einen einge-henden Vergleich zwischen den konkurrierenden Verfahren zieht: MPEG, DVI, QuickTime, Video for Windows, Indeo. In eine Technik von kaum abschätzbarer, strategischer Bedeutung führt der Beitrag des Heinrich-Hertz-Institutes Berlin ein: "Optische Frequenzmultiplextechnik, Prinzip, Anwendungen und Potenti-al".
Wie sich Telekommunikation fruchtbar in die städtebauliche Arbeit einbeziehen läßt, führt der Artikel "Multi-mediale Telekommunikation als Infrastrukturmaßnahme in der Stadtplanung" aus. Naheliegendes Demonst-rationsobjekt ist hier Berlin. Das ebenfalls für Berlin konzipierte "Breitband-Informationssystem INFO 2000" wurde allerdings von der Geschichte eingeholt. Konzipiert für die Olympiabewerbung der Stadt ist heute le-diglich die technische Infrastruktur von Interesse, aber nur diese steht hier ja zur Diskussion.
Ins Detail der multimedialen Arbeit geht ferner das Referat über "Multimedia-Kommunikation und die Defini-tion von Multimedia-Teleservices". Es zeigt sich, daß es mit der Aggregation von Diensten wie in ISDN nicht getan ist. Die "Telekooperation" als Ideal zukünftiger Arbeit erfordert erhebliche Infrastrukturvorleistungen und vor allem eine Flexibilität der Computersysteme, die heute noch nicht gegeben ist. Auch die Verknüpfung von Telephon- und Datennetzen mit ihren unterschiedlichen Topologien bereitet große Schwierigkeiten, die erst mit Einführung von ATM behoben sein dürften.
Von der Entwicklung naturgemäß eingeholt wurde der Beitrag über DAB, denn an diesem Verfahren wird weiter intensiv geforscht; inzwischen stehen neue Erkenntnisse über das Ausbreitungsverhalten zur Verfü-gung, und die Einführungsstrategie wurde etwas modifiziert.
Ein komplexes Einführungsszenarium erfordern auch die höheren Funktionen im RDS-System. Hier ist es vor allem der Verkehrsmeldungs-Kanal TMC, der orts- und ereigniskodiert Verkehrshinweise geben kann, die von der Peripherie in Klartext oder synthetische Sprache übersetzt werden. Der Flaschenhals ist jedoch die Datenerhebung, nämlich die Kodierung wahrgenommener Sachverhalte für eine noch zu vernetzende Com-puterinfrastruktur. Um diese Kosten wird noch gestritten.

 Gerhard Bachleitner